
AG Altersgerechtes Wohnen & Geschlechterungleichheit
(von Sharon Suter)
Die dreitägige Studienkonferenz 2025 begann am Freitag, den 28. November, mit einer Auftaktveranstaltung in der Botschaft der Republik Korea im Herzen Berlins. Viele trafen sich zunächst im Schullandheim Blumenfisch am Wannsee ein, sammelten sich als Gruppe und fuhren dann gemeinsam zu der Botschaft. Alle waren aufgeregt und gespannt darauf, neue Leute kennenzulernen und das anstehende Programm zu erleben. Nach einem Gruppenfoto begrüßte Botschafter Lim Sang-Beom die Teilnehmenden.
Anschließend präsentierten Studierende die Ergebnisse ihrer Studienreise nach Korea, die sie in einer Publikation verfasst hatten. Zudem wurde die Premiere eines selbst gedrehten Films gezeigt und eine Präsentation über die zentralen Erkenntnisse gehalten. Im Fokus standen dabei Themen wie Gesundheit und Pflege, Renten- und Sozialversicherungssysteme, Altersarmut und soziale Teilhabe, altersgerechtes Wohnen sowie politische Partizipation in alternden Demokratien. Es war eine sehr lehrreiche Einführung in die Themen, die uns in der restlichen Zeit in Berlin begleiten sollten. Der Abend wurde durch ein Kimbap-Buffet und einen Foodtruck im Vorgarten der Botschaft sowie Networking in entspannter Atmosphäre abgerundet. Zum Abschluss ging es zurück zur Unterkunft, wo ein kurzes Icebreaker-Programm den ersten gemeinsamen Tag ausklingen ließ.
Am zweiten Tag starteten wir mit dem individuellen Programm der jeweiligen Arbeitsgruppen an, in denen wir unsere Hauptthemen, Altersgerechtes Wohnen und Geschlechterungleichheit weiter vertiefen, gemeinsam diskutieren und analysieren konnten. Meine AG2 wurde von drei sehr engagierten Leiterinnen begleitet: Frau Miranda Frölich, Frau Rosalie Handschuch und Meike Schneiders. Sie alle haben sich sehr viel Mühe gegeben, ihr Wissen aktiv in die Diskussionen einzubringen und somit unserer Gruppe wertvolle Inputs zu geben.

Die Teilnehmenden der Studienreise präsentieren in der Botschaft der Republik Korea ihre Ergebnisse & Erkenntnisse

Zum Abschluss gab es eine Karaoke-Runde

Prof. Ohjae Gowen war per Zoom als Experte zu dem Thema aus Korea zugeschaltet worden
Gleich zu Beginn des Programms, hatten wir die besondere Gelegenheit, mit dem Experten Prof. Ohjae Gowen von der Seoul National University in einem Zoom-Meeting ins Thema einzusteigen. Mit seiner Präsentation zu Gender and Demographic Change setzte er einen klaren inhaltlichen Rahmen und beantwortete anschließend unsere Fragen auch anhand eigener Erfahrungen. Besonders eindrücklich waren seine Grafiken zu Gender and Fertility. Sie zeigten deutlich, wie stark sich das erste Kind auf die Berufskarriere von Frauen auswirkt und wie lange dieser Effekt anhält. In der Grafik als „Child Penalty“ genannt, machte es sichtbar, dass Frauen unabhängig vom Kontinent, die Auswirkungen auf Beschäftigung und Karriere durch das erste Kind, meist auch in der Zukunft nicht vollständig ausgleichen können. Bei Männern bleibt der Verlauf hingegen, sofern sie beschäftigt bleiben, in vielen Fällen weitgehend konstant. Das es geschlechtliche Unterschiede geben muss war uns von Anfang an klar, jedoch war es nochmals anders dies in Zahlen und Grafiken verdeutlicht dargestellt zu bekommen, um sich die dieses gesellschaftliche Problem anders vor Augen zu führen.
Im nächsten Programmpunkt teilten wir uns in drei weitere Kleingruppen auf, um unsere Themen mithilfe von Literatur und Diskussionen weiter aufzuarbeiten. Meine Gruppe suchte unter der Leitung von Frau Handschuch nach möglichen Lösungsansätzen und Maßnahmen,die realistisch umsetzbar sind. Als zentrales Ergebnis hielten wir fest, dass frühe Aufklärung und Bildung wichtige Ansätze sein können, um Frauenarmut im Alter zu verringern. Dass dies ein großes Problem sowohl für Deutschland als auch für Korea darstellt, zeigte sich anhand der Ergebnisse der Recherchen unserer anderen Gruppenmitglieder. In den daraus resultierenden Diskussionen lagen die Schwerpunkte dann vor allem auf dem „Gender Pension Gap“ und dem „Child Penalty“.
Schließlich stellten wir zwei Thesen auf, welche später zur Abstimmung auf Instagram und hier auf der rechten Seite veröffentlicht worden sind. Erstens ist Geschlechtergerechtigkeit im Alter nicht nur eine demografische Frage, sondern vor allem ein strukturelles Problem. Ungleiche Bezahlung und unterschiedliche Erwerbsbiografien von Frauen spiegeln sich nämlich direkt in der Rentenlücke wider. Zweitens ist Bildung ein zentrales Instrument, um diese Lücke zu verringern: Aufklärende Angebote zu Finanzkompetenz und Elternschaft können früh ansetzen, während staatliche Anreize und gendersensible Rentensysteme dabei helfen, die strukturellen Nachteile von Müttern abzubauen. Beim Zusammenstellen der Informationen wurde uns bewusst, wie schwierig es doch ist in so kurzer Zeit, komplexe Themen wie Altersarmut und Geschlechterungleichheit in einer Gesellschaft aufzuarbeiten. Es wurde deutlich, wie viele Faktoren auf verschiedenen Ebenen eine Rolle spielen. Besonders hilfreich war dann die Arbeit in kleinen Gruppen, da so mehr Raum für eigene Argumente und Beiträge war.
Der letzte Programmpunkt meiner ersten Studienkonferenz war ein gemeinsames Abendessen, zubereitet vom lieben Orga-Team, gefolgt von einer unterhaltsamen Karaoke Session. Zuvor hatten wir aber noch die Gelegenheit, zwei beeindruckende Persönlichkeiten bei der Fishbowl-Diskussion kennenzulernen: Journalistin Madeleine Hofmann und Abgeordnete Ye-One Rhie. Beide gaben wertvolle Einblicke in das Thema demografischer Wandel aus der Perspektive ihrer jeweiligen Berufe. Insgesamt war es ein lehrreiches und spannendes Wochenende, das mir viele neue Perspektiven eröffnete und einen intensiven Austausch mit Korea-Interessierten ermöglichte.