(von Lea Engel)
Am Freitag, den 4. Juli 2025, liegt Kassel im strahlenden Sonnenschein. Die laue Abendstimmung ist perfekt für den Einstieg zum Netzwerktreffen: ein Picknick im an die Jugendherberge angrenzenden Park. Koreanisches Essen, mitgebrachte Salate und gekühlte Getränke sorgen für beste Laune bei lockerem Austausch und Kennenlernen. Spätestens beim anschließenden Einstiegsspiel ist auch das letzte Eis gebrochen. Man kann nicht zehn Minuten wild durcheinanderlaufen und immer wieder Leute fragen, ob sie „schon länger als 2023 beim Netzwerk sind“ oder vielleicht „ein Auslandssemester gemacht haben“, ohne sich dabei bestens zu amüsieren und alle Scheu abzulegen.
Als es nach dem Aufräumen des Picknicks, im Tagungsraum der Jugendherberge weitergeht, ist die Stimmung gelockert und die Vorfreude auf den weiteren Austausch spürbar. Die vom Netzwerk mitgebrachten Snacks werden unter die Lupe genommen und in den vorliegenden Publikationen zu stattgefundenen Studienreisen geblättert. Aber es sind die verteilten Goodie-Bags denen schnell die größte Aufmerksamkeit zuteilwird, denn es steht der nächste Punkt auf der Tagesplanung an: das Bemalen von T-Shirts mit dem Netzwerk-Logo. Da nur eine begrenzte Anzahl an Schablonen bereitsteht, bietet sich für die Wartenden die Möglichkeit sich besser kennenzulernen und auch in tiefere Gespräche einzutauchen. Gerade der Austausch mit ähnlich Interessierten ist was das Netzwerktreffen bereichernd macht, sei es über die Netzwerkarbeit, Zukunftspläne und Karriere wünsche, oder allein die Frage wie man überhaupt Interesse an Korea als Land entwickelt hat – eine Frage deren Antworten durchaus vielfältiger sind als ein Stereotypisches „K-Pop“.
Nach dem Bemalen der T-Shirts folgt eine Einführung in die Netzwerkarbeit und eine Vorstellung der Netzwerk-AGs. Interessierte können Fragen stellen und sich im Anschluss mit den Mitgliedern der AGs austauschen. In lockerer Runde klingt der erste Abend des Netzwerk Wochenendes aus.
Morgens um 9:00 Uhr geht es am Samstag, 5. Juli 2025, weiter mit dem Programm. Nach einem Update zur aktuellen Netzwerk Arbeit wird sich beim Projekt-Brainstorming in fünf Kleingruppen mit verschiedenen Fragen auseinandergesetzt, die sich beispielsweise auf die Bekanntmachung des Netzwerks beziehen. Im Anschluss werden die gesammelten Ideen vorgestellt und in großer Runde besprochen. Der Workshop gilt vor allem der Ideengenerierung und dazu neue Anknüpfungspunkte für die Netzwerkarbeit zu identifizieren. Das hier erarbeitete kann sich später in Teilen der Netzwerkarbeit wiederfinden, muss aber zuvor auch auf Machbarkeit geprüft werden.
Vom Projekt-Brainstorming geht es direkt weiter in die erste Workshoprunde. Zur Auswahl stehen ein Workshop zu koreanischen Kinderspielen und ein Workshop zu Metal und Punk in Korea. Während beim Kinderspiele Workshop an gefalteten Papierkranichen, Jegi für das beliebte Kick-Spiel (ähnlich wie Hacky-Sack) und weiterem gebastelt wird, erfährt die andere Gruppe anhand vieler Beispiele über das Entstehen, Populär-werden und schließlich wieder im Untergrund-verschwinden von Heute wenig beachteten südkoreanischen Musikgenres.
Mittagessen und anschließende Mittagspause vergehen wie im Flug, und schon ist es Zeit für den nächsten Programmpunkt: Eine Stadtrally um die einfallsreichsten Fotomotive. Mit Prompts wie „Szenen einer Kasseler Romantik“ oder „Kassel als documenta Kunstwerk“ machen sich die Gruppen auf den Weg. 90 Minuten haben alle Zeit, um zu vier verschiedenen Sehenswürdigkeiten je eine Szene fotographisch festzuhalten, ein Unterfangen, das fast allen Gruppen gelang und auch die Letzten trudeln nur wenige Minuten nach Ablauf der Zeit wieder bei der Jugendherberge ein.
Zwischen Ende der Stadtrallye und Publikums Voting bleibt genug Zeit für Entspannung, Gespräche oder Nickerchen, aber eigentlich Fiebern alle schon der Auswertung entgegen, denn jeder will wissen, wie die eigenen Fotos im Vergleich mit den übrigen Gruppen abschneiden. Als es dann endlich so weit ist, kommt es beim Publikums Voting zu viel Gelächter. Ein Foto übertrifft das Andere, und wo sich Publikum und vorstellende Gruppe uneins sind, amüsiert man sich über die spaßhaft entsetzten Gesichter.
Zeitlich schon ein bisschen im Verzug, geht es gleich nach dem Voting mit der zweiten Workshop Runde weiter. Während die eine Gruppe sich auf den Weg zur entfernt gelegenen Küche macht, um die koranischen Gerichte für das am Abend angesetzte BBQ vorzubereiten, werfen sich die Hinterbliebenen in sportliche Schale, denn beim Juk Cheon Do Workshop ist voller Körpereinsatz gefordert. Gestartet wird hier mit einer Aufwärmrunde, die so viele Kniebeugen beinhaltet das Teilnehmende ihre Muskeln auch Tage später noch spüren. Trotzdem ist der Workshop ein voller Erfolg und vermittelt unerwartet viele ernste und wichtige Kenntnisse zum Thema Selbstverteidigung, z.B. dass es in jeder sich anbahnenden Gefahren-Situation besser ist die Beine in die Hand zu nehmen. [Für den Fall, dass dies nicht möglich ist, gibt es eine Einführung in die Messerabwehr bei verschiedenen Angriffs Haltungen. Die Gegenwehr, so wird erklärt, funktioniert auch ohne eigenes Messer mit Handykante, Schlüssel oder Faust. Trotzdem: ein Sprint in die entgegengesetzte Richtung ist die beste Option.]
Ein bisschen gerädert zieht die Juk Cheon Do Workshop-Gruppe schließlich von der Jugendherberge los zum BBQ-Platz. Dort macht man sich daran alles vorzubereiten, so das mit dem Eintreffen der Koch-Truppe das Festmahl schnell beginnen kann. Beim anschließenden Schmausen ist die Stimmung trotz zeitweisem Ausfall eines Grills, ausgelassen und schwindet auch nicht, während im Hintergrund zwischen den Häusern die Sonne untergeht. Müde und sattgegessen machen sich die Teilnehmer des Netzwerktreffens nach einem gemeinsamen Aufräumen auf den Weg zurück zur Jugendherberge. Hier klingt der Abend in stetig kleiner werdender Runde im Tagungsraum aus.
Am Morgen des Sonntags, 6. Juli 2025, blicken einige beim Frühstück noch recht verschlafen drein, doch spätestens der dritte Kaffee macht wach und bald folgen die ersten Abschiede. Mit neuen Erinnerungen, neuen Freundschaften und einer besseren Verbindung zum Netzwerk machen sich alle nach und nach auf den Weg.