Projekt Beschreibung
Anna Elisabeth Rihlmann, auch unter ihrem koreanischen Namen Anna Yoon bekannt, ist die erfolgreichste deutsche Schauspielerin in Korea. Nach ihrem Master Abschluss in Schauspiel an der Korea National University of Arts spielte sie in mehreren Theaterstücken und Filmen in Südkorea starke Rollen und prägt mit ihrer Arbeit maßgeblich die Sichtbarkeit ausländischer Künstler:innen in Korea und hilft diese zu stärken. Zu ihren bekanntesten Filmen zählen wohl Parasite und Suh Suh Pyoung, Slowly and Peacefully, aber auch in Seoul ist ihr Gesicht mehrfach zu sehen, wenn man zum Beispiel durch Insadong läuft. Für Insadong ist Anna schon viele Jahre ambassador. Mit ihrem Theaterstück The Tale of Anna produzierte sie ein Stück, welches sich kritisch mit dem Leben von ausländischen Künstler:innen in Korea auseinandersetzt und die verschiedenen Probleme und Stereotypen vorstellt, die die Charaktere täglich überwinden müssen. Der diverse Cast fasst neben koreanischen Darsteller:innen auch Li Siya, koreanischer Name Lee Songa, und Anupam Tripathi, die je chinesische und indische Künstler:innen repräsentieren.
Anna hat sich mit uns für ein Interview getroffen und erzählt von ihrer Laufbahn, Schwierigkeiten und Zielen die sie noch erreichen möchte.
Hallo Anna, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Möchtest du dich noch einmal selbst vorstellen?
Hallo! Danke für die Einladung zum Interview. Mein Name ist Anna, ich lebe seit 10 Jahren in Seoul. Oftmals fällt es mir schwer meinen Beruf kurz und bündig zusammenzufassen, denn ich mache relativ viele Sachen. In Korea gibt es da den Begriff n-job, was so viel bedeutet wie unendliche Berufsbezeichnungen. Aber als Hauptberuf habe ich bisher als Schauspielerin gearbeitet.
Wie bist du damals eigentlich zur Schauspielerei gekommen?
Ich hatte schon seit meiner Zeit im Gymnasium ein großes Interesse am koreanischen Film und habe dann Medienwissenschaft und Koreanistik in Tübingen studiert. Während eines Praktikums hier wurde ich zu einem Theaterstück eingeladen und habe meine Liebe fürs Theater wiederentdeckt. Glücklicherweise hatte ich die Chance mit genau der Theatergruppe ein Stück zu inszenieren und da es mir so gefallen hat, es aber auch noch so viel zu lernen gab, habe ich dann beschlossen ein Masterstudium in Korea aufzunehmen.
Was sind deine Erfahrungen als deutsche Schauspielerin in Korea?
Lustigerweise kann ich es ja gar nicht so mit anderen Ländern vergleichen, da ich hier Schauspiel gelernt habe und auch nur in Korea gespielt habe. Als ausländische Schauspielerin ist es aber so, dass es oftmals sehr wenige Rollen gibt.
Wie bist du damals zu deiner Rolle für Parasite gekommen?
Ich hatte über eine Schauspielagentur für ausländische Schauspieler eine Anfrage bekommen. Ich fand es sehr interessant, dass der Regisseur Bong Jun-ho darauf bestanden hatte, dass die Rolle der deutschen Mutter eine Deutsche spielt, obwohl es gar keine Sprechrolle war. Das hat mich natürlich gefreut. Dass der Film ein so großer Hit wird, konnte ich mir damals natürlich nicht vorstellen.
Du machst auch viel Theater, was ist dein bisheriges Lieblingsstück?
Ich denke es ist das Stück “Warum sind die Krankenschwestern nicht zurückgekehrt” aus dem Jahr 2018. Es wurde im SAC aufgeführt und handelt von den nach Deutschland gesandten koreanischen Krankenschwestern. Die Nähe zur Realität, im gewissen Sinne die Form des Dokumentartheaters und die emotionalen Geschichten, der Gastarbeiter, die damals in Deutschland für ihre Rechte gekämpft haben, war sehr berührend. Ich selbst hatte mehrere Rollen übernommen, z.B. eine deutsche Krankenschwester, aber auch eine Tochter – also die erste Generation der deutsch-koreaner in Deutschland.
Was war die Inspiration hinter The Tale of Anna?
Das Stück ist aus Notwendigkeit entstanden. Wie ich schon erwähnt habe, ist ein großes Hindernis für ausländische Schauspieler der Mangel an Rollen. Deshalb habe ich angefangen, meine eigenen Stücke zu schreiben. In ‘The Tale of Anna: Hallo Chunhyang’ geht es um eine Gruppe von ausländischen Schauspielern, die das koreanische traditionelle Stück ‘The Tale of Chunhyang’ aufführen möchten und beweisen wollen, dass wie die Koreaner Stücke von Shakespeare, Ibsen oder Chekhov aufführen, dass Theater keine Grenzen zu Nationalität und Herkunft ziehen sollte. Dass dies aber gar nicht so leicht ist, zeigt das Stück mit dokumentarischen Elementen aus dem Probesaal, dem Immigrationsbüro oder in der Universität.
Die Schauspielerei in Film und Theater ist sehr unterschiedlich, aber Film hat den Vorteil, dass man es überall in der Welt sehen kann. Warum hast du dich für Theater entschieden? Möchtest du später mehr in Filmen spielen oder The Tale of Anna vielleicht sogar verfilmen?
Ich liebe beide Medien und sie haben ihren eigenen Charm. Für fast 10 Jahre habe ich vor allem Theater gespielt. Nun arbeite ich zurzeit mehr an Filmprojekten und habe fest vor das Stück für eine Aufnahme umzuschreiben.
Was wäre dein Ideales Szenario für die nächsten Jahre?
Ich arbeite zurzeit an einer TV-Serie und einem Film. Ich kann noch nicht viel verraten, aber es geht um Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen in Korea – ein Thema, das mich immer sehr beschäftigt und über das ich glaube, dass es wichtig ist, mehr zu sprechen.
Vielen Dank für das spannende Interview. Annas Social Media findet ihr unter https://www.instagram.com/missannayoon/.
Unsere Folge mit und über Anna findet ihre mit einem Klick direkt hier:
Als deutsche Schauspielerin in Korea
Blog: Hier geht es zum Blogpost der Episode
*CREDITS
Moderation: Alyssa Dudda, Andrea Koschan
Interviewee: Anna Elisabeth Rihlmann (윤안나 / Anna Yoon)
Interviewer: Alyssa Dudda
Schnitt: Alyssa Dudda
Viel Spaß beim Zuhören und bis bald!
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*Andreas Blog findet ihr hier:
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