Fünftes Thesenpapier des Netzwerks Junge Generation Deutschland-Korea
Download:
Abstract
Feminismus ist in Südkorea ein hochaktuelles Thema, das innerhalb der jungen Generation zu großen sozialen Konflikten führt. Viele koreanische Männer in ihren 20ern sehen sich aufgrund von Wehrdienst und Leistungsdruck selbst als Opfer von reverse discrimination und lehnen Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit strikt ab. Mit dem Begriff ‚Feminismus‘, der in Korea von radikal-feministischen Gruppen geprägt wurde, verbinden sie ein männerfeindliches und extremistisches Weltbild. Insbesondere in Männer-dominierten Internetforen werden daher feministische Aktivist*innen – aber auch unbeteiligte Personen – Opfer von Hetzkampagnen. In der Politik wird das Thema Feminismus als wedge issue genutzt, mit der zunehmend versucht wird, anti-feministische junge Männer zur Wahl zu mobilisieren. Im Präsidentschaftswahlkampf war das Thema sehr präsent und führte bei der konservativen People Power Party zu innerparteilichen Zerwürfnissen zwischen Kandidat Yoon Suk-yeol und Parteichef Lee Jun-seok. In der regierenden Minju-Partei versucht sich Kandidat Lee Jae-myung dagegen von dem feministischen, aber unpopulären Präsidenten Moon Jae-in abzugrenzen. Da dem Geschlechterkonflikt ein meritokratischer Wettkampf um Karrieremöglichkeiten zu Grunde liegt, sollten Lösungsansätze sich darauf fokussieren, jungen Menschen bessere berufliche Perspektiven zu bieten und den Leistungsdruck auf junge Koreaner*innen zu reduzieren.
