(von Enna Bönsch)

Freitag 28.06.2024: Anreise und Welcome Dinner

Für mich begann das Netzwerkwochenende an einem strahlend schönen Freitagmorgen in Münster, meiner Heimatstadt. Voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg nach Frankfurt, bereit für mein erstes Netzwerkwochenende des Jungen Netzwerks Deutschland-Korea. Die Sonne schien, meine Stimmung war hervorragend – obwohl ich mit der Deutschen Bahn fuhr – und ich war gespannt auf die kommenden Tage. Obschon die ausgefallene Klimaanlage im Zugabteil ein Warnsignal hätte sein können, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, welches Unglück mich im Laufe des Wochenendes erahnte.

Nach meiner Ankunft in Frankfurt traf ich auf eine bunte Mischung aus bekannten und unbekannten Gesichtern. Viele kannte ich nur aus den Zoom-Meetings der Arbeitsgruppen, und es war großartig, diese Personen nun endlich persönlich kennenzulernen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Restaurant Hankook, wo das Welcome Dinner stattfand. Die Vorfreude auf das koreanische Essen war riesig – und wir wurden nicht enttäuscht. Das Essen war fantastisch, und ich kann das Restaurant nur wärmstens empfehlen, falls ihr mal in Frankfurt seid:)

Ein besonderes Highlight des Abends war die Anwesenheit des Generalkonsuls Kyungsok Koh und seiner Frau. Der Generalkonsul hielt eine sehr sympathische Rede und lud uns alle zur Company Job Fair in Frankfurt am 21. September 2024 ein. Wer also Interesse hat in Korea zu studieren oder für eine koreanische Firma zu arbeiten – Save the date!

Nach dem Essen ging es in die Jugendherberge, wo wir unsere Zimmer bezogen. Die Hitze war unerträglich, also rissen wir erst einmal alle Fenster auf, um ein wenig Abkühlung zu bekommen. Der darauffolgende Abschluß des Tages begann mit einer Vorstellungsrunde, bei der alle eine Goodie Bag erhielten, mit coolen Flaschen, die das Logo des Netzwerks trugen. Das Ende bildete ein Quiz über koreanische Geschichte und Kultur.

                             

Samstag 29.06.2024: Ein Tag voller Erlebnisse und kleiner Dramen

Der Samstagmorgen begann mit einem Frühstück, das uns einen herrlichen Blick auf den anliegenden Badesee der Jugendherberge bot. Doch leider blieb keine Zeit, die kühle Erfrischung des Wassers zu genießen, denn das Programm war vollgepackt.

Der erste Programmpunkt war die Vorstellung des Netzwerks und der Arbeitsgruppen, gefolgt von einer Präsentation der Korea Tourism Organization. Wir wurden über die Arbeit der Organisation sowie Reisebericht-Wettbewerbe informiert, bei denen man Flugtickets gewinnen kann. Außerdem wurde das Korean Digital Nomad Visa angepriesen, welches ein schlappes monatliches Nettoeinkommen von etwa 5000 Euro voraussetzt – was im Raum für große Lacher sorgte. Jede Person, von der ich in Zukunft erfahre, dass sie sich mit einem Digital Nomad Visa in Korea aufhält, genießt meinen vollen Respekt.

Anschließend fanden Workshops statt. Ich entschied mich für die koreanischen Märchen und den traditionellen koreanischen Tanz. Dazu parallel wurden Workshops zu Koreanischem Slang sowie Volkslieder angeboten. Bei der Märchenrunde diskutierten wir über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen deutschen und koreanischen Märchen und sprachen über verschiedene Deutungsansätze. Ein besonderes Märchen, das für viel Diskussionsstoff sorgte, war die Geschichte eines Königs, der von einer tückischen Rose verzaubert wurde und daraufhin sein Reich vernachlässigte. Das Frauenbild in diesem Märchen stieß auf Kritik, aber wer deutsche Märchen wie „Die Schöne und das Biest“ und das Phänomen des Stockholm-Syndroms kennt, kann sich darüber wohl kaum ernsthaft
echauffieren. (Trotzdem, wir freuen uns über jeden neuen Disneyfilm der das Frauenbild für kleine Kinder anders prägt.)

Der darauffolgende Tanzworkshop war eine interessante und gleichermaßen anstrengende Erfahrung. Unsere koreanische Lehrerin war super nett und erzählte uns viel über die Tradition des Tanzes. Als es dann ans Tanzen ging, schwitzten wir alle – nicht zuletzt wegen der fast 30 Grad im Raum. Am Ende durften wir eine beeindruckende Vorführung einer Tänzerin bewundern, die uns alle mit ihrer Anmut und Schönheit begeisterte.

Nachmittags stand eine Schnitzeljagd auf dem Programm, durch welche wir Darmstadt erkunden konnten. Hier nahm das Unglück seinen Lauf. Nach einem heißen und anstrengenden Tag und einem kurzen Stop im Asia-Markt gönnten sich meine Gruppe und ich eine Kugel Eis. Ich wählte Limetteneis mit echten Limettenstücken – ein wahrer Genuss!

Doch auf dem Rückweg geschah es: Ich wich einer entgegenkommenden Spaziergängerin aus, kippte meine Waffel und das Eis fiel. Wir alle trauerten gemeinsam um die verlorene Kugel – RIP Limetteneis. Sollte ich je wieder nach Darmstadt kommen, steht dieses Limetteneis ganz oben auf meiner Liste.

Als alle Gruppen wieder zur Jugendherberge zurückgekehrt waren, gab es am Abend einen Vortrag über den Film „Parasite“. Dabei wurden Stilmittel wie Trennlinien, der Stein als Symbol für Reichtum und Unglück sowie der Gebrauch des Geruchssinns im Film erläutert. Anschließend wurde der Film gezeigt.
Parallel dazu lief das Deutschland-Dänemark-Spiel der Heim-EM, das viele von uns, die den Film bereits kannten, verfolgten. Der heftige Regenschauer, der das Spiel kurz unterbrach, war vielleicht ein Vorbote des baldigen EM-Aus für Deutschland, doch an diesem Abend, an dem Koreaner und Deutsche gemeinsam in der kleinen Jugendherberge in Darmstadt die Nationalelf anfeuerten, war davon noch nichts zu spüren.

Nach Spiel und Film – beide gleichermaßen erfolgreich – versammelten wir uns erneut und diskutierten die gesellschaftskritischen Aspekte von „Parasite“, darunter Klassengesellschaft, Aufstiegsdynamiken und die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Der darauffolgende gemeinsame Abschiedsabend bildete nicht nur einen gelungenen Abschluss des Tages, sondern des ganzen Netzwerkwochenendes.

                             

Sonntag 30.06.2024: Abschied und Ausblick

Der Sonntagmorgen begann mit dem Check-out aus der Jugendherberge. Wer in die gleiche Richtung musste, machte sich in Gruppen auf den Weg zum Bahnhof, während die anderen schnell noch ihre Kontaktdaten austauschten. Die Regenschauer des vorherigen Tages hatten den Fahrplan der Deutschen Bahn (wer hätte es gedacht) für manche komplett durcheinandergebracht, was die Rückfahrten teilweise sehr interessant gestaltete. Trotz der Verspätungen bei der DB war meine Laune wie bei der Hinfahrt ungetrübt – ein Wunder, das wahrlich nur auf das gelungene Netzwerkwochenende zurückzuführen ist.

Jedem, der Teil des Netzwerks ist oder plant, sich aktiv zu beteiligen, kann ich nur empfehlen, daran teilzunehmen. Ich habe viele bekannte Gesichter persönlich kennengelernt, neue Freundschaften geschlossen und wertvolle Einblicke in die koreanische Kultur sowie ihre Verbindung zu Deutschland gewonnen.

Das Netzwerk Junge Generation Deutschland-Korea hält, was es verspricht: Es etabliert ein lebendiges bilaterales Netzwerk zwischen Deutschland und Korea, das von engagierten jungen Menschen getragen wird. Dieser Leitspruch war während des Wochenendes deutlich spürbar, und ich bin froh, dass ich Teil dieses bereichernden Erlebnisses sein durfte.