Publikation zur Studienreise
Video zur Studienreise

(von Daniel Gafke Mendoza zur Studienreise 2024)

Für eine Woche durften wir – eine Gruppe von sechs jungen Menschen, begleitet durch zwei Projektverantwortliche – in Südkorea der Frage nachgehen, wie Nachhaltigkeit gedacht und umgesetzt wird. Hierzu durften wir uns mit verschiedensten Stakeholdern im Bereich Nachhaltigkeit austauschen, und deren Arbeit und Initiativen kennenlernen.

Die Reise wurde vorab von uns allen vorbereitet. Neben der Kontaktaufnahme und Terminerstellung durch die Projektverantwortlichen, haben wir gemeinsam – jeweils mit eins bis zwei federführenden Personen – die einzelnen Termine inhaltlich vorbereitet, und inhaltlichen Input sowie Fragen ausgearbeitet. Das hat sich im Laufe der Reise ausgezahlt, da wir so verschiedenste Bereiche beleuchten konnten, und besser Fragen stellen durften. Auch der Dokumentationsfilm wurde inhaltlich und technisch durch Lukas Brennecke, sowie andere Teilnehmende vorbereitet.

Die Reise begann für uns am Flughafen München, wo wir uns gemeinsam mit unseren Projektverantwortlichen trafen und das Kennenlernen der anderen Teilnehmenden in Person begann. Einige von uns waren vorher bereits länger in Korea oder Sprachen auch etwas Koreanisch, während andere noch gar keinen Bezug zum Land hatten. Diese interessante Mischung hat dazu beigetragen, dass wir auch eine Bandbreite an Perspektiven abbilden konnten.

Natürlich haben wir auch die Möglichkeit genutzt, die Stadt Seoul zu erkunden und uns mit der koreanischen Küche vertraut zu machen – auch Dank des Einsatzes, vorab etwa vegane und vegetarische Optionen vorzuhalten.

Auch wurden dabei schon einzelne Maßnahmen, die Stadt stärker zu begrünen und so Erholungsorte zu schaffen, beleuchtet. Sie haben auch den positiven Effekt, die Stadt abzukühlen, und zur Klimawandelanpassung beizutragen.

Videoaufnahmen am Cheongyecheon                                   Besuch in der Seoul City Hall                                                  Rat für Nachhaltige Entwicklung in Taean-Gun

Auf dem sehr langen und intensiven Terminplan standen Gespräche mit Vertreter:innen des Staates, wie Herrn Kim Se Hwan, Teamleiter für Maßnahmenevaluierung der Stadt Seoul, oder auch Lee Jae-Ok, der Leiterin des Sekretariats des Rats für Nachhaltige Entwicklung in Taean-Gun in der Provinz Chungcheongnam-do. So konnten wir erfahren, wie der öffentliche Sektor eine Bandbreite an Maßnahmen für Nachhaltigkeit entwickelt, vorantreibt, aber auch auswertet.   Ebenso sprachen wir mit den Abgeordneten Kim Heejung, Kang Sun-Young, sowie Kim So Hee, welche über ihre Agenda im Bereich Sicherheitspolitik, Nachhaltigkeit sowie insbesondere Klimaschutz berichteten. Es war spannend zu sehen, wie auch in diesen traditionell eher konservativen Strukturen Veränderungen Einzug gehalten haben und Nachhaltigkeit an Bedeutung gewinnt. Das war auch sichtbar am National Institute of Forest Science, in welchem uns über die Bedeutung von Aufforstung und Erhaltung des Waldes in Südkorea und in Südkoreas Nachhaltigkeitspolitik berichtet wurde. In diesen Gesprächen wurde darüber hinaus auch das Zusammenspiel von Maßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit mit anderen politischen Zielen deutlich.

Auch mit der Wissenschaft fand ein spannender Austausch statt. So durften wir mit Professor Lee Jae-seung der Korea University über die Energiepolitik Südkoreas sprechen, und uns insbesondere zu Hürden im Ausbau der Erneuerbaren Energien informieren. Soziale Nachhaltigkeit wurde bei diesen Gesprächen auch in den Fokus gerückt. Mit Hanna Lee vom Korea Institute for Health and Social Affairs sprachen wir etwa über Maßnahmen zur Inklusion Behinderter Menschen, und mit Professoren und Doktorand:innen der Graduate School of Public Health der Seoul National University über das Zusammenspiel zwischen Klima- und Umweltschutz mit der öffentlichen Gesundheit insbesondere in Bezug auf vulnerable Gruppen. Einen Überblick über die Brandbreite der wissenschaftlichen Arbeit in Korea und über das Potenzial für Nachhaltigkeit in der Wissenschaft erhielten wir darüber hinaus im Institute for Global Engagement and Empowerment der Yonsei University durch Professor An Shinki.

                     

Campus Korea University                                                                                                                         Gespräch mit Hanna Lee vom Korea Institute for Health and Social Affairs

Doktorand:innen der Graduate School of Public Health der Seoul National University

Die Übersetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in politische Willensbildung und Maßnahmenerarbeitung konnten wir für Nachhaltigkeit auch durch den Austausch mit Nichtregierungsorganisationen, dem sogenannten „Dritten Sektor,“ kennenlernen. So tauschten wir uns mit Dr. Martin Henkelmann der Korean-German Chamber of Commerce and Industry zu Energiewirtschaft und Industriepolitik in Südkorea, der EU und Deutschland aus, sowie mit dem Taejae Future Consensus Institute wo uns wissenschaftliche Mitarbeitende über die integrierte Perspektive auf die Themen sowie die Brandbreite an Themen des Instituts berichtet haben. Darüber hinaus sprachen wir im Büro der Heinrich Böll Stiftung in Seoul mit Jasmin Walda und Ro Kun Woo  über die Arbeit der Grünen Stiftung für Nachhaltigkeit und Demokratie in einem geopolitisch angespannten Klima. Aufschlussreich war auch das Gespräch mit Queer in SNU, der Vertretung der queeren Studierenden an der Seoul National University – insbesondere, da wir sonst nicht mit direkt betroffenen Menschen gesprochen haben. Nicht zuletzt wichtig war uns auch der Arbeitsschutz, welchem wir uns im Gespräch mit dem 4-Tage-Netzwerk widmen durften. Insbesondere die Bedeutung der Reduktion der Regelarbeitszeit für ein bessere öffentliche Gesundheit sowie Klimaschutz wurde hierbei deutlich.

                                 

Taejae Future Consensus Institute                                                                                                           4-Tage-Netzwerk

Die Woche, welche wir in Südkorea verbringen durften, war für uns alle besonders spannend und aufschlussreich und hat uns für unsere Arbeit in dem Bereich weiter inspiriert. Neben den zahlreichen neuen Kontakten auch aus der Nachbereitung der Studienreise nehme ich insbesondere einen noch besser integrierten Blick auf die systemischen Herausforderungen, die wir für mehr Nachhaltigkeit meistern müssen, mit. Und nicht zuletzt war es spannend zu sehen, wie kollektives Handeln Einzelmaßnahmen deutlich in ihrer Effektivität und Effizienz befördern können. Insofern stellt die Studienreise für mich neben der Erfahrung auch einen Auftrag dar.