Projekt Beschreibung
Die Fragen stellte Paul Schönewald, Arbeitsgruppe „10 Fragen an” des Netzwerks Junge Generation Deutschland-Korea.
Hinweis: Die Äußerungen unserer Interviewpartner stellen deren Meinung dar und spiegeln nicht grundsätzlich die Meinung des Deutsch Koreanischen Forums e.V. oder des Netzwerks Junge Generation Deutschland-Korea wider.
- Sie sind Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. Worin bestehen Ihre Aufgaben und die der Stiftung im Allgemeinen?
Als überregionale Kultureinrichtung hat sich die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen seit der Gründung im Jahre 1974 der Aufgabe angenommen, das vielfältige Kulturgut der Vertreibungsgebiete im Bewusstsein der Deutschen und des Auslands lebendig zu erhalten und das in seiner Tradition stehende kulturelle Schaffen zu fördern. Ausstellungen, Symposien, Fachtagungen, Publikationen: damit lässt sich die Arbeit der Kulturstiftung umschreiben. Seit 2020 kamen „Dienstleistungen“ für Einrichtungen der eigenständigen Kulturarbeit hinzu. Als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter führe ich in Abstimmung mit dem Vorstand die laufenden Geschäfte, setze Impulse für die inhaltliche Arbeit, vernetze im Tätigkeitsbereich aktive Akteure und initiiere und führe auch selbst verschiedene Stiftungsprojekte durch.
- Als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen haben Sie in Ihrem Beruf viel Kontakt zur deutschen Geschichte und Kultur. Welche Gegensätze oder Gemeinsamkeiten sehen Sie besonders zwischen der deutschen und koreanischen Kultur? Was finden Sie an der koreanischen Kultur besonders interessant?
Die Schicksalsgemeinschaft der staatlichen Teilung des eigenen Landes, Flucht und Vertreibung nach Kriegsende in Deutschland und nach dem Koreakrieg, der 3. Oktober als gemeinsamer Nationalfeiertag, Wirtschaftswunder in beiden Ländern, der Stellenwert von Kulturschaffen insgesamt und vieles mehr. Die Beantwortung der Frage würde mehrere Bücher umfassen. Den größten kulturellen Unterschied sehe ich in den hierarchischen Strukturen im Hinblick auf Alter und gesellschaftlicher sowie sozialer Stellung. Faszinierend finde ich alles – besonders interessant das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne.
- Vor ihrer aktuellen Tätigkeit haben Sie jahrelang im Bundestag gearbeitet. Wie kamen Sie zu dazu und was mögen Sie besonders an der politischen Arbeit?
Im Jahr 2006, als ich für die CSU-Landesleitung in München tätig war, wurde die Stelle als Büroleiter im Bundestag des Bayreuther Bundestagsabgeordneten Parl. Staatssekretär a.D. Hartmut Koschyk vakant. Da ich in Bayreuth aufgewachsen bin und daher neben meinen politischen Qualifikationen auch den Bundestagswahlkreis kannte, rief mich Herr Koschyk an und fragte, ob ich für ihn in Berlin tätig werden möchte. Ich zögerte nicht lange mit meiner Zusage und bereits zwei Wochen später begann ich meine neue Stelle im Deutschen Bundestag.
- Geboren und aufgewachsen sind Sie in Bayern, beruflich zog es Sie nach Berlin. Was schätzen Sie an der Hauptstadt?
Von 1998 bis 2005 lebte ich im Ausland, was mich stark geprägt hat. Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch ein Schmelztiegel der Kulturen und Subkulturen. Eine weltoffene, kosmopolitische Großstadt, ständig in Bewegung und reich an Innovation, wie es keine zweite in Deutschland gibt.
- Sie engagieren sich seit Jahren für den Austausch und die Beziehung zwischen Südkorea und Deutschland. Wie kamen Sie erstmals mit Korea in Berührung?
Mein damaliger Arbeitgeber, Hartmut Koschyk, war Vorsitzender der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe und ist bis heute Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums. Was für mich als Arbeit in diesem Themenfeld begann, mündete sehr schnell in eine Liebe für Land und Menschen auf der koreanischen Halbinsel.
- Sie haben Korea oft bereist und kennen das Land sehr gut. Was fasziniert Sie besonders?
Die Faszination Korea kann man nur nachvollziehen, wenn man erst einmal das Land bereist hat. Die Natur, die Menschen, das Spannungsfeld von Tradition und Moderne, eine Jahrtausend alte Geschichte. Es ist schwer zu beschreiben, was genau die Faszination für mich ausmacht. Korea ist für mich ein Gefühl, das einfach zu mir gehört, eine tiefe geistige Verbundenheit in mir zu dem Land und dessen Menschen.
- Als geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutsch-Koreanisches Forum e.V., was hat Sie inspiriert insbesondere den Austausch und die Begegnungen der jungen Generationen zu fördern?
Die Jugend von heute ist der Entscheidungsträger von morgen. Die deutsch-koreanische Freundschaft kann nur bestehen und sich immer weiter fortentwickeln, wenn die Stafette der Freundschaft in die nächste Generation getragen wird. Freundschaft ist eine Brücke, die von den Menschen getragen wird. Die Jugend ist es, die das Fundament von morgen bildet. Sie ist der heranwachsende Brückenpfeiler, um diese Brücke künftig zu tragen, zu gestalten und fortzuentwickeln.
- Sie sind auch dieses Jahr wieder Teilnehmer des Deutsch-Koreanischen Forums und reisen bald nach Seoul. Welchen Dingen blicken Sie dieses Mal besonders erwartungsvoll entgegen?
Erwartungsvoll entgegenblicken ist der falsche Begriff. Vielmehr voll Freude der nahen Zukunft entgegenblicken, Land und Menschen wieder zu sehen. Im vergangenen Jahr musste das 19. Deutsch-Koreanische Forum und das 9. Deutsch-Koreanische Juniorforum Covid-19 bedingt leider ausfallen. Ich bin der koreanischen Regierung und unseren Partnern vor Ort, der Korea Foundation, der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft und der Ewha Frauenuniversität sowie der Hanns Seidel Stiftung als Veranstalter des Juniorforum-Einführungsseminars sehr dankbar, dass beide Foren und das Einführungsseminar in diesem Jahr stattfinden können.
- Sie haben sich im Rahmen des Netzwerks Junge Generation Deutschland-Korea bereit erklärt, als Mentor in ein Mentoring-Programm ihre Erfahrungen und Kenntnisse zur Verfügung zu stellen, was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Wer sich als Mentee bewirbt, der macht das vom tiefen Wunsch getragen, Teil genannter Brücke der Freundschaft zwischen Deutschland und Korea zu werden. Was für einen besseren Grund kann es geben, als diesen Wunsch im Rahmen der eigenen Möglichkeiten tatkräftig zu unterstützen?
- Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Netzwerks Junge Generation Deutschland-Korea?
Mit dem Netzwerk wurde die Idee in die Tat umgesetzt, gemeinsam mit der Jugend für die Jugend eine lebendige Plattform des Austausches zu schaffen. Ideen stagnieren nicht – sie entwickeln sich fort. Das Netzwerk Junge Generation hat seit seiner Gründung genannte Stafette der Freundschaft mit seiner Projektarbeit in die Hand genommen. Darauf aufbauend, kann sich das Netzwerk bei einer entsprechenden nachhaltigen Förderung weiter fortentwickeln, noch stärkere Impulse für die deutsch-koreanische Freundschaft setzen, die Jugend noch stärker partizipieren lassen und die Stafette der Freundschaft Hand in Hand gemeinsam mit der Jugend weitertragen. Um die Zusammenarbeit der Jugend in Deutschland und Korea noch stärker zu fördern, ist es ein Wunsch, dass sich auch in Korea vergleichbare Strukturen entwickeln und finanziell gefördert werden.