Am 14. September trafen wir uns am Münchner Flughafen — zumindest die meisten von uns. Unser Gruppenleiter, Johannes Klausa, war uns bereits vorausgereist, und ein anderes Mitglied unserer Gruppe flog eine andere Route. Trotzdem war es wunderbar, die anderen endlich in Präsenz zu sehen und nicht nur über Zoom wie bei den Vorbereitungsterminen. Der elfstündige Flug verlief problemlos und wir landeten um pünktlich um 9:45 Uhr am Incheoner Flughafen in Südkorea.

Die Strategie für den den ersten Tag war, diesen so voll zu gestalten, dass wir für Jetlag keine Zeit fänden. Dementsprechend ging das Programm direkt nach der Landung los. Zunächst machten wir die von den Behörden vorgeschriebenen PCR-Tests.  Danach nahmen wir den Zug nach in den Stadtteil „Hongdae“, wo sich unsere erste Gaststätte befand. Direkt nach dem Check-in fuhren wir wieder weiter, für einige von uns nicht zuletzt, um Bargeld abzuheben. In Korea war das für die meisten ein echtes Problem, weil ausländische Kreditkarten an den Automaten nicht immer funktionieren. Trotzdem konnten wir uns ein Mittagessen bei Seven-Eleven gönnen, während zwei aus der Gruppe sich noch um die Komplettiertung der Filmausrüstung kümmerten.

Danach gingen wir ins National Museum of Contemporary History, Das liegt ganz in der Nähe von „Gwanghwamun“. Hier gab es eine Ausstellungen zum Leben in Südkorea seit dem späten 19. Jahrhundert. Anscheinend war das Museum vor wenigen Jahren noch eher nationalistisch und jingoistisch geprägt. Die Ausstellung, die  wir nun sahen, war jedoch deutlich sachlicher, als die, die einige von uns vor vier Jahren a, selben Ort besuchten. Insbesondere gab es viele Artifakte des Alltags sowie der Politik (Flaggen, diplomatische Dokumente usw.). Für mich besonders beeindruckend war allerdings eher das Alltägliche, z. B. eine Sammlung alter Filme und Fernsehserien. Große politische Ereignisse wurden jedoch eher kurz abgehandelt.

Wir verließen das Museum deutlich später als ursprünglich geplant. Daher mussten wir die geplante Tour durch Seoul nun etwas kürzen, wir sahen aber dennoch noch viel. Zunächst die „Statue of Peace“, eine Statue, die gegenüber der japanischen Botschaft steht und vor allem das Thema der sog. “comfort women” bzw. “Trostfrauen” aufnimmt. „Trostfrauen“ ist ein euphemistischer Begriff für Frauen, die während des 2. Weltkrieges zwangsprostituiert wurden. Ein Mädchen sitzt in einem Stuhl. Daneben befindet sich ein weiterer. leerer Stuhl. Es gibt mehrere dieser Friedensstatuen in Korea, aber auch über die ganze Welt verteilt. Sie sind zu einem Symbol im Kampf um Frauenrechte weltweit geworden.

Danach nahmen wir einen Bus zum Berg „Namsan“. Obwohl dieser uns recht hoch auf den Berg hinaufführ, blieben noch einige dutzend Meter, die wir zu Fuß erklimmen mussten. Die Aussicht auf Seoul bei Dämmerung war es jedoch mehr als wert, denn sie ist unbeschreiblich. Wir blieben hier eine Weile lang, ruhten uns aus und machten natürlich jede Menge Fotos.

Der Tag endete damit, dass wir den Berg – diesmal ganz zu Fuß – wieder herabstiegen und ein koreanisches Abendessen aßen. Samgyeopsal und moksal mit Reis, ssamjang, Knoblauch, kimchi und Chinakohl. Klassischer geht es nicht! Als wir bei unserer Jugendherberge in Hongdae wieder ankamen, war es bereits 22 Uhr, und keiner von uns hatte die Energie, noch irgendetwas zu machen, außer ins Bett zu fallen.