(Von Yannik Uhlenkotte)
Die VertreterInnen der jüngeren Generationen Südkoreas sind Teil verschiedener Klimaschutzgruppen und verfügten dem-entsprechend über unterschiedliche Expertisen. Kun Woo Ro vom 1.5°-Club, Taehyun Jennifer Park von BigWave, Hyewon Cho von TurnTable und Jiho Park, Student der Seoul National University, stellten uns in ihren Präsentationen diverse Klima- und Umweltprobleme Südkoreas vor und stellten sich anschließend den Fragen der Studienreisegruppe.
Da die Konsequenzen der andauernden Klimakrise zu globalen Problemen und Veränderungen führen, ist es ebenfalls für das Thema „Multilateralismus“ unserer Studienreise von besonderer Bedeutung gewesen. Landesgrenzen sind menschliche Konstrukte, die für Naturkatastrophen von keinerlei Bedeutung sind. Gleichzeitig kann die Abschwächung der sich anbahnenden Katastrophen nur durch internationale Kooperation erfolgen, weshalb eine Aufklärung über die Herangehensweise Südkoreas die Tür für neue Ideen und Konzepte in Deutschland eröffnen könnte. Das Treffen mit den „jüngeren koreanischen Generationen“ zur Klima- und Umweltpolitik begann wie üblich mit einer kurzen Vorstellungsrunde, gefolgt von den Präsentationen. Zu Beginn legte uns Kun Woo Ro vom 1.5°-Club einige Veränderungen in der koreanischen Natur dar und erzählte uns von seinem Studienaufenthalt in Bayreuth.
An der Universität Bayreuth nahm Kun Woo mit spürbarer Begeisterung an dem‚ Klimawald‘-Projekt teil, das sich mitunter die Neubepflanzung dysfunktionaler Waldabschnitte und Vergrößerung der pflanzlichen Artenvielfalt zur Aufgabe machte. Als Beispiel für die Veränderungen in der koreanischen Flora führte Kun Woo die verfrühte Kirschblütensaison an, die laut ihm viele Koreaner und Koreanerinnen verwirrte. Da Pflanzen und Tiere in einem Ökosystem in der Regel stark voneinander abhängig sind, könnte eine dauerhafte Veränderung wie diese zu Kettenreaktionen führen und manche Pflanzen und Tiere gefährden.
Anschließend vertiefte Taehyun Jennifer Park ebendiese Gefahr der Kettenreaktionen und fokussierte sich hierbei auf die Biodiversität. In einer Karikatur zeigte sie uns eine Welle im Ozean, der viele weitere folgten. Hiermit machte sie auf die Verbindung zwischen Ereignissen aufmerksam und erläuterte, wie ein vermeintlich kleineres Problem zu größeren führen kann. Sowie der Erderwärmung beispielsweise ‚nur zu höheren Temperaturen führt‘ folgen diesem Problem viele weitere, wie invasive Tier- und Pflanzenarten, die unter Umständen bis zum Kollaps bestimmter Ökosysteme führen können.
Als nächstes erklärte uns Hyewon Cho einige Schwachstellen in der koreanischen Umweltpolitik und erklärte, dass es den jungen Menschen in Südkorea an klimabezogenen Partizipationsmöglichkeiten mangele. Sie ihre Meinung bezüglich der deutschen Climate-Governance und wünschte sich, dass die südkoreanische Regierung sich an vielen Punkten ein Beispiel nehme. Der Gruppe fielen einige Dinge auf, die in Deutschland besser liefen, wie z.B. der geringere Verbrauch von Einweg-Plastik in der Gastronomie. Gleichzeitig gab es jedoch auch Bereiche, an denen sich Deutschland orientieren sollte, um für einen geringeren CO2-Ausstoß zu sorgen. Als Beispiel hierfür lässt sich der gute öffentliche Nahverkehr Südkoreas aufführen.
Als letztes präsentierte uns Jiho Park das Konzept einer ‚Car-free City‘. Hierbei erörterte er die Vorzüge und Probleme, die bei der Implementation einer autofreien Stadt. Zu den Problemen zählte er die notwendigen Bedingungen, die für die Umsetzung des Konzepts fundamental sind. Ersatztransportmöglichkeiten und Radwege müssten ausgebaut werden und der Zeitaufwand für die Bürgerinnen und Bürger dürfe sich nicht erhöhen. Andererseits würde der Verzicht auf Autos den CO2-Ausstoß des Landes massiv verringern und Flächen wie Parkplätze könnten durch schöne Parks und Grünflächen ersetzt werden. In der folgenden Diskussionsrunde wurde aufgeführt, dass eine autofreie Stadt zu einer Umleitung des Verkehrs führen könnte und dass insbesondere Menschen, die durch Alter, Krankheiten oder Behinderungen eingeschränkt sind, hierdurch besonders benachteiligt würden.
Nach den Präsentationen tauschte sich die Studienreisegruppe weiter mit den jungen Koreanern und Koreanerinnen aus und stellte weitere Fragen. Hierbei wurde uns erklärt, dass es keine Sonderregelungen für die Metropole Seoul im Vergleich zu den anderen Regionen Südkoreas gibt und dass die geringen Strompreise in Korea zu höherem Verbrauch führen. Außerdem sprachen wir über Umweltschutzkonzepte, wie ‚Green Offices‘ an Universitäten und Hochschulen.
Um den Tag ausklingen zu lassen, ging die Reisegruppe abschließend mit den jungen Koreanerinnen und Koreanern essen. Im Restaurant tauschten wir uns weiterführend über andere Themen aus und genossen koreanische Delikatessen wie Miyeok-guk, eine traditionelle Seetang-Suppe und gebratenen Aal.