Dr. Diana Schüler vom Lehrstuhl für Ostasienwissenschaften der Mercator School of Management, ein aktives Mitglied des Netzwerk Junge Generation Deutschland-Korea und selbst DKJF-Alumna, war an der Moderation des Sonderforums beteiligt und berichtet hier für uns:

Am vergangenen Freitag, den 16. Oktober 2020, fand parallel zum Deutsch-Koreanischen Sonderforum das Deutsch-Koreanische Sonderjuniorforum im Onlineformat statt. Das 9. Deutsch-Koreanische Juniorforum hätte in diesem Jahr eigentlich vom 14. – 17. Oktober auf der Insel Jeju in Südkorea stattfinden sollen, musste aber aufgrund der anhaltenden Covid-19 Pandemie abgesagt werden. So fanden am Freitagmorgen 24 koreanische und 23 deutsche Teilnehmer digital über eine Videokonferenzplattform zusammen. Darunter waren auch zwei Mitglieder des Netzwerks Junge Generation Deutschland und Korea, Oscar Freyer und Sandra Nguyen.

Dr. HwaJung Kim und Professor Dr. Thomas Kalinowski von der Ewha Womans University, die durch das Ewha Public Diplomacy Center auch in diesem Jahr das Juniorforum auf koreanischer Seite organisatorisch begleitete, begrüßten die Teilnehmer mit warmen Worten und drückten ihr Bedauern über die Absage des Juniorforums auf Jeju aus. Danach wurden die Teilnehmer in fünf Gruppen aufgeteilt, die unter der Leitung der Mentoren Professor Dr. Thomas Kalinowski, Dr. HwaJung Kim, Dr. Kyoung-kook Nam (The Catholic University of Korea), Martin Gehlmann (FU Berlin) und Dr. Diana Schüler (Universität Duisburg-Essen) über fünf verschiedene Themenbereiche diskutierten und dazu Politikempfehlungen formulierten. Die Themen in diesem Jahr waren Jugendarbeitslosigkeit und Chancengleichheit, demokratische Bildung, Covid-19 und globale Kooperation, der Aufstieg des Populismus, und Politik für Wohnungsbau und bezahlbarer Wohnraum für die junge Generation.

Während der Diskussion im Plenum, die im Anschluss an die Gruppendiskussionen stattfand, schaltete sich auch der Präsident der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft und koreanische Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums, Herr Young-Jin Kim, sowie der Parl. Staatssekretär a.D. und deutsche Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen Forums, Herr Hartmut Koschyk, mit Grußworten zum Sonderjuniorforum dazu. Diese Geste drückte wieder einmal die Bedeutung des Juniorforums und dessen Wertschätzung durch das Seniorforum aus.

Die Ergebnisse der Diskussionsrunden des Sonderjuniorforums lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Den volkswirtschaftlichen aber auch sozialen und psychologischen Auswirkungen der Jugendarbeitslosigkeit soll durch die bessere Förderung von nicht-akademischen Berufen, die Ausweitung von praktischen Phasen in Schule und Universität, sowie der Unterstützung von digitalen und IT-Fähigkeiten begegnet werden.
  • Demokratiebildung ist zentral in Zeiten von Corona. Hier ist wichtig, dass staatliche Akteure politische und demokratische Ideen auf die junge Generation zugeschnitten kommunizieren. Zudem muss ein intergenerationeller Austausch über digitale soziale Medien und klassische Kommunikationswege stattfinden.
  • Die von der Corona-Pandemie stark betroffenen Berufseinsteiger dürfen nicht vernachlässigt werden, und Regierungen müssen Vertrauen und Transparenz schaffen, damit junge Menschen mehr Klarheit über die Gestaltung ihrer Zukunft bekommen. Das Wissen über die Entwicklung eines Impfstoffes soll möglichst als Open Source verfügbar sein, und Deutschland und Korea sollten ihre wissenschaftliche Kapazität mit Entwicklungsländern teilen.
  • Direkte Demokratie könnte eine Lösungsmöglichkeit gegen den ansteigenden Populismus sein, der durch die sozialen Medien stärker verbreitet wird. Jedoch könnte dies mit einem mangelhaften Minderheitenschutz einhergehen und den Pluralismus in der Gesellschaft gefährden. Durch die Förderung der politisch-ethischen Bildung und ausreichendem Wohlstand kann der Vernachlässigung des Pluralismus vorgebeugt werden und es kann allen ein Freiraum für die politische Beteiligung gewährt werden.
  • Neben steigenden Mietpreisen und Wohnungsmangel in beiden Ländern stellt in Korea insbesondere die geringe Qualität des Wohnraums ein Problem für junge Menschen dar. Ein deutlich besserer gesetzlicher Mieter*innenschutz wäre hier zielführend. In Deutschland sollte die Politik mehr bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen bereitstellen, z. B. durch den Ausbau von modernen Studierendenwohnheimen.

Im Anschluss an das Sonderjuniorforum wurden diese Ergebnisse von den Teilnehmern Ben van Treek auf der deutschen und Minju Lee auf der koreanischen Seite im Deutsch-Koreanischen Forum vorgetragen. Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen werden wie bei früheren Juniorforen als Diskussionsbericht zusammengefasst und an die Regierungschefs von Deutschland und Südkorea übermittelt.

Die übrigen Teilnehmer wurden nach dem offiziellen Teil des Juniorforums von Thomas Konhäuser, dem Geschäftsführer des Deutsch-Koreanischen Forums e. V., Johannes Klausa, dem Projektmanager des Netzwerks Junge Generation Deutschland und Korea, und zahlreichen Alumni des Juniorforums begrüßt und dazu eingeladen, sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen des Netzwerks zu engagieren, um die deutsch-koreanischen Beziehungen nachhaltig durch die junge Generation zu gestalten und zu stärken. Diese Kurzvorstellung des Alumninetzwerks stieß bei den diesjährigen Teilnehmern des Sonderjuniorforums auf reges Interesse. Durch die zahlreichen Aktivitäten des Netzwerks sollte die Zeit bis zum nächsten Deutsch-Koreanischen Juniorforum, welches im Jahr 2021 mit den diesjährigen Teilnehmern auf der Insel Jeju nachgeholt werden wird, schnell vorüber gehen.