von Franziska Kempfle
Nachdem wir vormittags die Gedenkstätte Hohenschönhausen besuchten hatten, besichtigten wir am Nachmittag des 29. Oktobers das Stasimuseum als zweiten Programmpunkt des Tages. Im Kontrast zu der Führung durch eine Zeitzeugin am Morgen, erhielten wir hier die Chance innerhalb von eineinhalb Stunden das Stasimuseum selbst zu erkunden. English-sprachige Audioguides standen ebenfalls zur Verfügung.
Das Stasimuseum befindet sich in Haus 1 des ehemaligen Geländes der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, welches im Januar 1990 von Demonstranten in Besitz genommen wurde. Seither ist das Haus 1 öffentlich zugänglich und Platz verschiedener Ausstellung. Das Museum so wie wir es besuchten zeigt seit 2015 eine Dauerausstellung.
Diese ist als Rundgang konzipiert und beschäftigt sich auf drei Etagen mit der Geschichte der Räumlichkeiten selbst, der Organisation und Ziel des MfS sowie dessen Beziehung zu den Bürgern und Vorgehensweisen.
Sektion 1 und Sektion 2 im ersten Stock des Museums tragen die Titel „Der Auftrag“ und „Die Täter“. Sie befassen sich namensgemäß mit dem Ziel die Mitarbeiter des MfS zu „Tschekisten“ und die Bürger zur Kooperation zu erziehen. Generell war diese Beziehung von starkem Misstrauen durchdrungen, was sich in der strikten Kontrolle und engen Auswahl der Auszubildenden zeigte. Die Sektion 2 befasst sich anhand von Kurzbiografien und internen Unterlagen des MfS nicht nur mit der Arbeit von Informellen für das MfS, aber auch mit der Arbeit und auch den Problemen mit Offiziellen Mitarbeitern.
In der zweiten Etage des Haus 1 befindet sich nach wie vor die originale Einrichtung des Gebäudes, unter anderem auch das Büro von Erich Mielkes. Bei Betreten der Räume fühlt man sich förmlich in der Zeit zurückversetzt.
Der Rundgang setzt sich in der dritten Etage fort, wo er sich ergänzend zur Beziehung des MfS zu seinen Mitarbeitern, nun mit der Beziehung des MfS und der SED zur Bevölkerung auseinandersetzt. Es geht hervor wieviel Aufwand in die Erziehung der Bürger zu Staats- und Parteitreue gesteckt wurde. Dabei galt beinahe jede Art von hervorstechendem Individualismus, sei es im Bezug auf Kleidung oder Musikgeschmack, als staatsfeindlich.
Chronologisch endet auch der Rundgang mit dem Ende der Stasi. Dazu werden Informationen zur Besetzung der Zentrale durch Demonstranten aber auch zur späteren Einsicht in Stasi-Akten bereitgestellt. Zusätzlich ist ein Teil der Etage unter dem Titel „Im Blick der Staatssicherheit“ der zur Spionage und Dokumentation verdächtiger Bürger verwendeten Ausrüstung gewidmet.
Selbst wenn man bereits einiges über das MfS und deren Methoden weiß, ist der Besuch des Museums einen Besuch wert. Die Ausstellung ist mit vielen veranschaulichenden Exponaten ausgestattet und sehr anschaulich konzipiert. Statt eineinhalb Stunden hätte man sich auch drei ausgiebige Stunden lang im Museum aufhalten, und sich anschließend den weiteren Informationstafeln vor dem Gebäude widmen können. Ein absolut lohnender Besuch!